Label: |
Fontana Special |
Bestell-Nr: |
701688 WPY |
Jahr: |
1969 |
Status: |
LP ist nicht mehr im Handel erhältlich |
Die allererste LP, auf der man Hannes auch hören kann. In den Jahren 1967 und 1968 hatte er bereits viele eigene Texte geschrieben, diese wurden jedoch von anderen Interpreten (The Travellers, The Sorrentos) für die Plattenaufnahmen eingesungen. Auf dieser LP ist Hannes unter dem Pseudonym "John, der Spielmann" zu hören. Die Texte hat er unter dem Namen Michael Dewer bearbeitet und die Aufnahmen auch erstmals selbst produziert.
Hier ist noch keinerlei plattdeutscher Einfluss vorhanden. Viel mehr geht es darum, einige der im deutschen Volksgut verankerten "Wirtinnen"-Verse zu interpretieren. Jeder Vers beginnt im mit der Einleitung "Frau Wirtin hat auch..." und wird dann mit fünf meist mehr oder weniger "schlüpfrigen" Zeilen weiter gesponnen. Allerdings ist es von hier nur noch ein kleiner Schritt zu den "allgemeinen" Witzen, die sich dann auf der nächsten LP "(M)Lachen Sie sich frei" tummeln sollten
Da es hierbei nicht um "Lieder" geht, sondern
um jeweils interpretierte Verse, die mit einem (vermutlich) von Hannes gespielten
Akkordeon begleitet werden, gibt es keine Einzeltitelauflistung. Viel mehr wird
auf der LP-Rückseite aufgelistet, welche Dinge "Frau Wirtin hat ..."
Danke an Günter Wrobel
vom Medienzentrum Norden für die Cover-Scans!
Erklärungtext zu der Veröffentlichung:
Herzlich willkommen im "Wirtshaus an der Lahn"! Erwarten Sie bitte keinen Ober im Frack, keine erlesene Weinkarte, keine Plüschsessel - bei Frau Wirtin geht es derber zu, etwa so: Eine Herdstelle, in der das Kienholz knackt und knistert, über der die grobbehauenen Deckenbalken vom Rauch geschwärzt sind, blankgescheuerte Tische mit schweren Stühlen. Feste Kellergewölbe, aus deren Fundamenten die Findlinge hervorsehen.
Und während die dralle Frau Wirtin den Gerstensaft ausschenkt, und der Spielmann von den unendlich vielen Sachen berichtet, die Frau Wirtin hatte, raunen draußen in den hohen Eichen Geschichten aus alter Zeit...
Das "Wirtshaus an der Lahn" und seine Frau Wirtin gehören zum ältesten Volksgut des gesamten deutschen Sprachbereichs. Seine Wurzeln sind vermutlich über 700 Jahre alt, besungen werden das Wirtshaus und seine Wirtin mit Sicherheit seit über 200 Jahren. Seit etwas 100 Jahren gibt es gedruckte Wirtinnen-Verse, darunter viele Privatdrucke, weil sich nicht jeder der deftigen Fünfzeiler für die Höheren Töchter eignete.
Die Studenten waren von jeher sehr erfinderisch, wenn es um Wirtinnen-Verse ging. Landsknechte, Söldner, Marketenderinnen und Soldaten haben ihren Teil dazu beigetragen. Andere Wirtinnen-Verse wieder mögen aus Zünften und Stammtischen hervorgegangen sein, doch auch namhafte Aristokraten und große Persönlichkeiten des Geisteslebens nahmen Anteil an dieser Volkskunst - so kräftig diese Kost auch immer sein mochte.
Vieles wurde mündlich überliefert. Verse, die unzeitgemäß geworden waren, wurden durch zeitgenössische Wendungen zu neuem Leben erweckt. Ja, im Laufe der Zeiten sind auch immer wieder neue Wirtinnen-Verse im Volke entstanden. Und wenn es heute bereits Wirtinnen-Verse über die Pille, über den Mini-Rock, über Satelliten und über den Herzinfarkt gibt, so ist das ein Beweis dafür, um welch lebendig Ding es sich bei der Frau Wirtin handelt. Eigentlich eine Art vereinfachter, vom Volk selber gelebter, in ständiger Ergänzung und Erneuerung immer wieder auf den jüngsten Stand gebrachter Sittengeschichte. Literatur in fünf Zeilen.
Frau Wirtin von der Lahn - ein Volkslied, das Jahrhunderte überdauert hat. John, der Spielmann, singt Ihnen auf dieser Langspielplatte 60 Wirtinnen-Verse; Frau Wirtin verschafft ihm zwischendurch mit einigen urigen Witzen Zeit zum Luftholen. Viel Spaß!